Annotationsrichtlinien des Projekts "Redewiedergabe - Eine literatur- und sprachwissenschaftliche Korpusanalyse
Projektseite www.redewiedergabe.de
A. Brunner, L. Weimer, S. Engelberg, F. Jannidis, N.D.T. Tu
Stand: 16.04.2020
Kurzüberblick
Bei Wiedergabe in ihrer prototypischen Form geht es darum, dass eine Rede-, Gedanken- oder Schreibhandlung einer Figur 1 von einer Figur 2 (in literarischen Texten auch dem Erzähler) mehr oder minder detailliert vermittelt wird.
Anmerkung: Auch wenn das Annotationsschema erlaubt, Sonder- und Randfälle der Wiedergabe durch zahlreiche Attribute zu markieren, sollte diese Definition im Hinterkopf behalten werden, wenn man entscheidet, ob etwas als Wiedergabe annotiert werden soll. Zu große Interpretationssprünge sollten vermieden werden. Siehe dazu auch die enge Definition von Gedankenwiedergabe und die Ausführungen bei reported und bei den einzelnen Attributen, insbesondere border.
Hauptklassifizierung STWR: Wiedergabeformen
Die Haupt-Annotation für Wiedergaben erfolgt mit dem Tag 'STWR' (speech, thought, writing representation).
Dessen wichtigste zwei Attribute (medium und type) kategorisieren die Wiedergaben auf zwei Achsen:
medium | Was wird wiedergegeben? |
speech (Rede) thought (Gedanken) writing (Geschriebenes) |
|
type | Auf welche Weise wird wiedergegeben? | direct (direkt) | Er sagte: "Ich bin hungrig." |
free indirect (frei-indirekt, 'erlebt') | Wo sollte er nur jetzt etwas zu Essen herbekommen? | ||
indirect | Er sagte, er sei hungrig. | ||
reported (erzählt) | Sie sprachen über Restaurants. | ||
Sonderfall: indirect/free indirect ('berichtete Rede') | Wo sei das beste Restaurant zu finden? |
Die "type"- und "medium"-Werte werden kombiniert, so dass sich folgende 15 Möglichkeiten
ergeben:
direct speech | indirect speech | free indirect speech | reported speech | (indirect/free indirect speech) |
direct thought | indirect thought | free indirect thought | reported thought | (indirect/free indirect thought) |
direct writing | indirect writing | free indirect writing | reported writing | (indirect/free indirect writing) |
Weitere Attribute für STWR
Zusätzlich können jeder STWR-Annotation in Grenz- und Sonderfällen weitere Attribute zugeordnet werden:
- level (Grad der Einbettung in andere Wiedergaben)
- non-fact (in der Textwelt nicht wirklich ausgeführte Rede, also bspw. negiert, hypothetisch, zukünftig, fragend, wünschend, planend)
- prag (pragmatisch anderer Zweck der Wiedergabe, z.B. Redewendungen)
- metaph (metaphorische Wiedergabe)
- border (Grenzfälle der Wiedergabe, z.B. Gefühle, Empfindungen, Zustände)
Rahmenformel
frame bezeichnet die Rahmenformel, die einer oder mehreren Redewiedergaben
zugeordnet werden kann, und deren Position im Verhältnis zur betreffenden Redewiedergabe
(z.B. er sagte:)
- frame hat das Attribut pos mit den Werten start, mid, end: Markiert die Position der Rahmenformel relativ zur Wiedergabe
Sprecher und Wiedergabeeinleiter
Jeder Wiedergabe wird ein Sprecher zugeordnet. Dieser kann (muss aber nicht!) innerhalb einer frame-Annotation liegen.
Zudem wird auch der Wiedergabeeinleitungsausdruck extra markiert. Dieser tritt immer innerhalb einer frame oder reported-Annotation auf.
- speaker (Sprecher/Denkender/Schreibender) (z.B. er)
- intExpr (Wiedergabeeinleitungsausdruck) (z.B. sagte)
Technische Hinweise
Die Annotation erfolgt mit dem Annotationsoberfläche STWR-View im Programm ATHEN.
- Dokumentation zum STWR-View (Annotationsoberfläche für die Redewiedergabe-Annotation)
Anmerkung: Die Farben, die in diesen Annotationsrichtlinien zur Markierung von Annotationsbeispielen verwendet werden, entsprechen nicht den Farben in ATHEN. Es wird im Allgemeinen Grün für alle Markierungen verwendet und die genaue Kategorisierung in eckigen Klammern angegeben. Andere Farben werden nur verwendet, wenn Annotationen unterschiedlichen Typs im gleichen Beispiel unterschieden werden müssen.
Markierungsgrundregeln
Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den Begrenzungen von Annotationsmarkierungen.Einschübe |
Zusammenhängende Wiedergabepassagen (auf Satzebene oder darunter) müssen immer als solche erkennbar sein. Finden sich darin Elemente, die eindeutig nicht zur Wiedergabe gehören, werden diese ausgespart. Die beiden Teil-Passagen müssen dann allerdings per ID verlinkt werden. Solche Verlinkungen sollten die Ausnahme bleiben. Bsp.: Der Einschub in Klammern (bzw. unten: in Gedankenstrichen) wird nicht mitannotiert, obwohl er die indirekte Wiedergabe in zwei Teile teilt. Die beiden Wiedergabe-Teile erhalten die gleiche ID. Er sagte ihr, daß er, bei dieser Stimmung der Gemüter und dem Umsturz aller Verhältnisse, seinen Entschluß, sich nach Europa einzuschiffen, aufgebe; daß er vor dem Vizekönig, der sich seiner Sache immer günstig gezeigt, falls er noch am Leben sei, einen Fußfall wagen würde; und daß er Hoffnung habe [indirect speech, ID=1] (wobei er ihr einen Kuß aufdrückte), mit ihr in Chili zurückzubleiben. [indirect speech, ID=1] Gleich im Beginn kam die Kunde, daß die erste Vorlage der Regierungen [indirect speech, ID=2] - es war freilich nur der Handelsvertrag mit Spanien - einstimmig angenommen sei. [indirect speech, ID=2] |
Rahmenformeln |
Rahmenformeln werden unabhängig von der zugehörigen Wiedergabe (direct oder indirect) annotiert und dieser dann zugeordnet (vgl. dazu Kategorie frame). Ihm kam der Gedanke, [frame, ID=1] daß er vielleicht die Kinder wieder zum Leben bringen könnte. [indirect thought, ID=1] |
Satzzeichen |
Bei der Annotation von frame (=Rahmenformel) werden Satzzeichen grundsätzlich (also z.B. auch vorangehende Kommas) mitannotiert. Bei den anderen Kategorien werden Satzzeichen nicht mitannotiert, außer eine der folgenden Bedingungen trifft zu:
Bsp. 1: Hier werden beide Kommas zu frame zugehörig annotiert: »Ihr müßt mich nicht für zudringlich halten«, fing Bertha an, »mein Mann sagt, daß Ihr so edel denkt, daß es unrecht sei, Euch etwas zu verhehlen. Bsp. 2: Keine der genannten Voraussetzungen trifft zu; das Komma wird nicht annotiert: Statt dessen hatten sie ihn vorgeladen, verhört, lauter Theater mit ihm aufgestellt. Bsp. 3: Annotation erstreckt sich bis zum Satzende; der Punkt wird annotiert: Ihm kam der Gedanke, daß er vielleicht die Kinder wieder zum Leben bringen könnte. |
Modifikatoren |
Modifikatoren (z.B. Artikel, Adjektive, Relativsätze, Temporalangaben...), die sich auf den Sprecher oder den Wiedergabeeinleitungsausdruck beziehen, werden bei der Annotation von frame und reported grundsätzlich mitannotiert. Am Abend sprach Selim, der ein treuer Diener war, mit fester Stimme: »Dein Wille geschehe, o Herr!« |
Konjunktionen/Subjunktionen |
Konjunktionen/Subjunktionen werden mitannotiert, wenn sie klar dem betreffenden Satz/Teilsatz zuzuordnen sind. Bsp.: Durch das Komma ist das "und" eindeutig dem folgenden Teilsatz zuzuordnen: In dem Augenblicke, da der Taumel der Leidenschaft sie verließ, zog sie die Vernunft zu Rate, um den getanen Fehlschritt wieder gutzumachen, und diese treue Ratgeberin sagte ihr, daß sie wieder in das Schloß zurückkehren, und den Treubrüchigen vergessen sollte. |
STWR: medium
Für jede Wiedergabe wird das Medium ("Was wird wiedergegeben?") spezifiziert.
Im Folgenden die prototypischen Definitionen der drei Möglichkeiten:
speech (Rede) | eine lautliche, kohärente Äußerung zum Zweck der Kommunikation |
writing (Schrift) | ein Schreibprozess oder eine schriftliche Fixierung von Sprache zum Zweck der Kommunikation |
thought (Gedanken) | ein bewusster, analytischer, kognitiver Prozess, 'stumme Rede' (Achtung! Enge Definition!) |
Allgemeine Hinweise
- Annotiert werden nur Textpassagen, in denen eindeutig (also ohne Interpretationsaufwand) ein Wiedergabeakt vorliegt.
- Wenn nicht festzustellen ist, um welches Medium es sich handelt (z.B. ob etwas laut ausgesprochen oder gedacht wird) ist es möglich, zwei Werte zu vergeben (z.B. speech und thought). Von dieser Möglichkeit sollte allerdings sparsam Gebrauch gemacht werden.
- Im Zweifel kann die Liste schwieriger Verben konsultiert werden, die für einige häufige Verben angibt, wie üblicherweise damit verfahren wird.
Zur Gedankenwiedergabe
Die Definition von "Gedanken" zum Zweck der Identifizierung von Wiedergabe ist um einiges komplexer als die von Rede und Geschriebenem, weshalb an dieser Stelle etwas weiter ausgeholt werden soll.
Zwischen der Wiedergabe von Rede oder Geschriebenem und der Wiedergabe von Gedanken gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während es in der realen Welt theoretisch feststellbar ist, ob und wenn ja welche Rede oder welcher Text vorlag, sind Gedanken niemals von außen wahrnehmbar, und die Entscheidung, wann eine kognitive Leistung als Gedanke zu werten ist, ist alles andere als eindeutig. Die Analogie zu einem wiedergegebenen "Original" funktioniert darum auf Gedanken und Bewusstseinsinhalte übertragen nicht reibungslos. Da im Rahmen unseres Projekts systematische und formale Kriterien eine große Rolle spielen, verwenden wir dennoch ein Kategoriensystem, das für die Wiedergabe der drei Medien parallel aufgebaut ist. Gedanken werden also grundsätzlich als stumme bzw. innere Rede aufgefasst, die ebenso wie verbalisierte Rede wiedergegeben werden kann.
Diese Vorstellung von Gedanken als "stumme Rede", bzw. die Parallelität zur Wiedergabe von Gesprochenem, kann als Hilfestellung dienen, um zu entscheiden, welche Konstruktionen als Gedankenwiedergabe aufgefasst werden und welche nicht. Die oben genannte Definition des Gedankens als "bewusster, analytischer, kognitiver Prozess" ist absichtlich eng. Damit soll ausgeschlossen werden, dass Beschreibungen von Gefühls- und Stimmungszuständen oder Passagen, die aus einer stark personalen Perspektive erzählt werden, direkt als Wiedergabe annotiert werden.
Während direkte Gedankenwiedergabe oft klar gekennzeichnet ist und man sich bei indirekter Gedankenwiedergabe an der grammatischen Struktur orientieren kann (siehe hierzu auch Abschnitte indirect, Sonder- und Grenzfällen, ungewöhnliche Einleitungsverben und Strukturen vs. Lexik ), ist die Abgrenzung bei erzählter Gedankenwiedergabe (reported thought) besonders schwierig. Siehe hierzu auch den Abschnitt zu reported. Einige Typen von Randphänomenen im Bereich Gedankenwiedergabe werden auch im Kontext des Attributs border thematisiert.
STWR: type
Für jede Wiedergabe wird der Typ ("Auf welche Art wird wiedergegeben?") spezifiziert.
Der Typ muss immer eindeutig angegeben werden, bis auf eine Ausnahme: Konjunktivische Sätze ohne Einleitungsformel bekommen die Werte indirect und free indirect (siehe Abschnitt indirect/free indirect).
direct
Definition |
Bei direkter Wiedergabe wird ein Gedanke bzw. eine sprachliche oder schriftliche Äußerung einer Figur zitiert. |
Annotationsspanne |
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Textuelle Indikatoren |
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Typische Beispiele |
Rahmenformel + direkte Rede Sie stand kerzengerade da und sagte: [frame] »Guten Abend.« [direct speech] direkte Rede + Rahmenformel + direkte Rede »Nach Barnow,« [direct speech ID=1] stammelte Miriam, [frame] »nehmt mich nach Barnow mit.« [direct speech ID=1] Anmerkung: Bei diesem Beispiel werden zwei direct-speech-Annotationen vorgenommen, die über IDs verknüpft werden. direkte Rede + Rahmenformel »Ich hatte einen Stab, und stellte ihn in diese Ecke!«[direct speech] antwortete der hohe dunkle Mann mit hohler Stimme. [frame] |
Sonder- und Grenzfälle |
Zitate Wörtliche Zitate aus Schriften werden als direkte Wiedergabe von Geschriebenem gewertet, auch wenn sie, wie in den folgenden Beispielen, in den Umtext eingebettet sind. Dabei ist es nicht nötig, zu überprüfen, ob das Zitat korrekt wiedergegeben ist, da hier die Präsentation das entscheidende ist. Ein solch' anschauliches Bild ist z. B. der Gang Hermanns und Dorotheens durch das „hohe wankende Korn, das die Durchschreitenden fast, die hohen Gestalten erreichte." [direct writing] Auch diesmal pfuschte er dem Dichter ins Handwerk, indem er darzustellen versuchte, wie Hermann das unsicher schreitende Mädchen bei zunehmendem Sturm die „unbehauenen Stufen im Laubgang"[direct writing] herableitet. Interjektionen Diese werden auch als direkte Wiedergabe von Rede gewertet. »Pst!« [direct speech] sagte sie [frame] und wurde ganz roth. Fehlende Anführungszeichen Besonders zu beachten sind die Fälle von direkter Wiedergabe, bei der die Anführungszeichen fehlen. Diese Fälle sind häufig durch vorhandene Rahmenformeln, manchmal aber auch nur durch den Kontext erkennbar. Insbesondere bei Gedankenwiedergabe werden die Anführungszeichen häufiger weggelassen. Damit hat's gute Wege [direct thought] dachte er [frame] und spielte lustig drauf los, bis er Alles verspielt und noch Schulden dazu hatte. Der Fürst aber hüpfte vor Freuden und rief ein über das andere mal: [frame] Meister Gerhart, Meister Gerhart.... [direct speech] |
Nicht mehr direct |
Überschriften Überschriften und Titel von Büchern o.ä. werden im Gegensatz zu Zitaten nicht als direkte Wiedergabe gewertet. Es ist nicht auszumachen, ob das erste der Kaulbachschen Blätter, auf dem eine hohe Frauengestalt in faltenreichem fließendem Gewande dem knieenden Dichter den Lorbeerkranz reicht, sich auf „die Zueignung" bezieht. Die Zueignung wird hier trotz der verwendeten Anführungszeichen nicht markiert, da es sich um einen Titel handelt, der das Werk identifiziert (Goethes "Die Zueignung"). |
free indirect
Definition |
Die freie indirekte Wiedergabe (oft auch "erlebte Rede" genannt) ist eine Form der Rede-, Gedanken- oder Schriftwiedergabe (Gedankenwiedergabe ist dabei am häufigsten), bei der sich Figuren- und Erzählerstimme überlagern. |
Annotationsspanne |
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Textuelle Indikatoren |
Immer:
Anmerkung: Diese Vermischung von Erzählerstimme und Figurenstimme ist das wesentliche Merkmal von freier indirekter Wiedergabe. Wenn die Erzählerstimme Ich-Perspektive und Tempus Präsens aufweist, ist die Identifizierung anhand von formalen Merkmalen wesentlich erschwert und kann oft nur noch aufgrund inhaltlicher Faktoren (Fokuswechsel von Erzähler zu Figur) erfolgen. Trotzdem kann auch in solchen Fällen freie indirekte Wiedergabe vorliegen. Häufig:
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Abgrenzung anhand eines Beispiels |
Er fragte sich: [frame] "Muss ich heute wirklich lernen?" [direct thought] Er fragte sich, [frame] ob er an diesem Tag wirklich lernen müsse. [indirect thought] Musste er heute wirklich lernen? [free indirect thought] |
Typische Beispiele |
Er glaubte sie zu kennen. War das nicht die Grünkramfritzen von der Ecke? [free indirect thought] Auch sollte, auch musste es anders werden, so oder so. [free indirect thought] Marianne hatte sich´s zugeschworen. Wenn nur Larsen erst wieder draußen war, dann wollte sie ihren Zorn gegen Alrun schon bezwingen. Das junge Weib war ja liebebedürftig. Sie würde liebevollem Zureden sich nicht verschließen. Dann wollten sie wieder gemeinsam Erinnerungen an den Toten austauschen, dann wollte sie versuchen, das Herz der Mutter für ihre Kind zurückzugewinnen. [free indirect thought] Beispiel mit typischem Einleitungs- und Beendigungssatz (jeweils kursiv dargestellt): Dann wurden ihre Augen riesig vor Verstehen und Angst. „Wo sind die Frau und die Kinder?“, wiederholte sie und ihre Stimme schnappte über. Sie wollte das nicht glauben. Das musste ein böser Traum sein und sie würde gleich aufwachen. Roman konnte doch nicht. Die Männer konnten doch nicht. [free indirect thought] Svetlana sprang auf und rannte ans Fenster. Anmerkung: Der Einleitungssatz fokussiert durch glauben klar auf das Bewusstsein Svetlanas. Darauf folgt die free-indirect-Passage mit Präteritum und Personalpronomen der dritten Person, typisch verkürzter Figurensyntax und doch als Modalpartikel sowie epistemischem musste. Der Beendigungssatz stellt eine Handlung dar, entfernt sich also klar vom Bewusstsein Svetlanas. |
Sonder- und Grenzfälle |
Wenn Marianne zufällig Zeugin solcher Szenen war, krampfte sich ihr das Herz zusammen. Mein Gott, was sollte aus dem allen werden! Der Tote vergessen, jede Erinnerung an ihn in den Küssen des andern erstickt, das einzige was von ihm geblieben, sein unschuldiges Kind, in seinem natürlichsten Empfinden, der Liebe zur Mutter, erbittert und gekränkt! Alrun mußte wenigstens das Kind wieder lieben. Es war ja Wahnsinn, daß sie es nicht that, ihr einziges Kind! Wie durfte dieser Mann, dieser Fremde, auch die Mutterliebe aus ihrem Herzen reißen. [free indirect thought] Anmerkung: Sowohl bei dem Satz Mein Gott... werden!, als auch bei Alrun... reißen. erkennt
man die freie indirekte Wiedergabe gut, da das Tempus der Erzählerstimme entspricht, die
Sprechweise aber der Figurenstimme (z.B. Ausrufesätze, figurentypische Sprechweise wie Mein
Gott oder Es war ja Wahnsinn). Er riß in seiner Wut von dem Feldrande ein Büschel Kornähren ab und schwenkte es wie einen Stock in der Hand. Dann stand er auf, und nun wehe ihr. [free indirect thought] Anmerkung: In diesem Beispiel erfolgt ein Wechsel von Handlungsbeschreibung zu freier indirekter Wiedergabe innerhalb eines Satzes, so dass nur ein Satzteil markiert wird. |
indirect
Definition |
Indirekte Wiedergabe wird von einer Rahmenformel eingeleitet, der ein Nebensatz bzw. eine Infinitiv-Phrase untergeordnet ist, worin die Rede, die Gedanken oder die Schrift der Figur wiedergegeben werden. |
Annotationsspanne |
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Textuelle Indikatoren |
Immer:
Manchmal:
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Erscheinungsformen |
1. Rahmenformel + Nebensatz mit Verbzweitstellung (z.B. Er sagt, er habe Hunger.) 2. Rahmenformel + Nebensatz mit dass, ob oder w-Fragewort (z.B. Er sagt, dass er Hunger habe. Er fragt, wo es ein Restaurant gibt.) 3. Rahmenformel + (erweiterter) Infinitivsatz (z.B. Er behauptet, das Restaurant zu kennen.) Sonderfall "formelhafte Referatshinweise" Mischform, die nicht der typischen Struktur indirekter Wiedergabe folgt, die wir aber dennoch dieser Form zuordnen. Hinweiswörter (in der frame) sind bspw. wie, laut, nach, zufolge. Wie der Ministerpräsident ausführte, [frame] habe niemand Einspruch eingelegt. laut Meldung unseres Korrespondenten [frame] haben sich die Tarifparteien immer noch nicht geeinigt. Annotatoren zufolge [frame] ist die Annotation von Redewiedergabe die schwerste. |
Typische Beispiele |
Aus gleicher Quelle erfährt man, [frame] daß drei litthauische Gutsbesitzer durch Waldankäufe in Rußland sich ruiniert haben. [indirect writing] Wo er war[indirect speech, non-fact], sagte er nicht. [frame] Anmerkung: Rahmenformel kann auch hinter dem abhängigen Nebensatz stehen. Oft bereute Marianne es jetzt, [frame] sich die schier unerträgliche Aufgabe, die beiden stets unter Augen zu haben, aufgelastet zu haben. [indirect thought] Aber dann sagte sie sich wieder, [frame] daß sie es tragen müsse, weil es die letzte Liebespflicht gegen den Toten und sein armes, vaterloses Kind sei. [indirect thought] Auch versichern die Süddeutschen in ihrem officiellen Rechenschaftsbericht ausdrücklich, [frame] daß die eigene Anschauung der Dinge und Personen im Norden sie in ihren Ueberzeugungen nur befestigt hätte,... [indirect writing] |
Sonder- und Grenzfälle |
Ungewöhnliche Einleitungsverben In manchen Fällen können indirect-Konstruktionen auch von Verben eingeleitet werden, die üblicherweise keine Wiedergabe signalisieren (vgl. hierzu auch Abschnitt Strukturen vs. Lexik) Gefühlswörter: Aber ach! Deine Hoffnung, [frame] daß durch uns deine Rettung kommen werde[indirect thought], ist vergeblich. Wahrnehmungswörter: Er sah, [frame] dass es nicht so einfach ist, Redewiedergabe zu annotieren.[indirect thought] Sehen wird hier im Sinne von bemerken gebraucht. Stark zusammenfassende indirekte Wiedergabe Was Ihr auf diesem Wege über die Beziehungen der Gräfin zu vornehmen Venezianern erfahrt,[indirect speech] berichtet Ihr an diesem Ort.[frame] In einer typischen indirect-Konstruktion lässt sich häufig die (hypothetische) zitierte Äußerung rekonstruieren. In diesem Beispiel ist dies nicht möglich: Der Inhalt des Berichts ist überhaupt nicht ersichtlich, sondern nur sein grobes Thema. Man könnte deswegen argumentieren, dass es sich um einen Fall von reported handelt. Allerdings führt eine Abgrenzung zwischen diesen beiden Wiedergabetypen anhand des Kriteriums 'Nähe zu einer Orginaläußerung' zu vielen Grenzfällen, so dass in diesem Fall die Satzstruktur den Ausschlag gibt, welche typisch für indirect ist. |
Nicht mehr indirect |
Immer heftiger ward der Sturm, ein Anlegen verhinderte der hohe Wellenschlag, und da der Wind gegen NW. und N. umschlug, so hielt Haesloop die Heimkehr für das Gerathenste. [reported thought] Anmerkung: Hier keine indirekte Wiedergabe! Auch wenn hielt Haesloop und der darauf folgende Inhalt des Gedankens die...Gerathenste. an eine Rahmenformel mit Nebensatz erinnert, werden hier das formale Kriterium untergeordneter Nebensatz/Infinitivsatz nicht erfüllt! Es handelt sich stattdessen um erzählte Wiedergabe (siehe reported) Er dachte an seine Flotte auf der See, welche in diesem Augenblick gerade die gefährlichen holländischen Küsten passieren mußte. [reported thought] Anmerkung: Hier keine indirekte Wiedergabe! Auch wenn Er dachte und der darauf folgende Inhalt des Gedankens an...mußte. an eine Rahmenformel mit Nebensatz erinnert, werden hier das formale Kriterium untergeordneter Nebensatz/Infinitivsatz nicht erfüllt! Der gesamte Satz wird stattdessen als reported thought annotiert. (Der Relativsatz welche...mußte wird hier mit annotiert, da angenommen wird, dass mußte epistemisch, also als Einschätzung des Sprechers, gebraucht wird.) |
reported
Definition |
Erzählte Wiedergabe ist eine mehr oder weniger ausführliche Erwähnung einer Sprach-, Denk- oder Schreibhandlung. Der propositionale Inhalt dieser Handlung kann, muss aber nicht mit angegeben werden. |
Annotationsspanne |
Anmerkung: Konjunktionen und Subjunktionen werden mitannotiert, wenn sie zum betreffenden (Teil-)Satz gehören. Das gleiche gilt für Modifikatoren (siehe auch Markierungsgrundregeln) |
Textuelle Indikatoren |
Besonderheiten: Eine besondere Schwierigkeit bei reported ist die Entscheidung, ob es sich bei einem Beispiel noch um Wiedergabe oder um reinen Erzähltext handelt. Diese Entscheidung muss oft kontextbezogen getroffen werden und es gibt einen Graubereich. Hier einige Richtlinien: Ein klarer Fall von reported weist folgenden Merkmale auf:
Bei Schriftwiedergabe muss mindestens eines dieser Kriterien erfüllt sein, d.h. eine reine Erwähnung von Schriftzeugnissen ist nicht automatisch erzählte Wiedergabe. Auch in anderen Fällen kann man bei Unsicherheit diese beiden Kriterien heranziehen, um zu entscheiden, ob man eine Annotation vornehmen sollte. Die Annotation mit reported erfolgt generell nur bei eindeutigen Wiedergabeverben/-nomen oder klaren Kontextindikatoren, die auf eine Sprech-/Schreib-/Denkhandlung hinweisen. Zu beachten sind auch die prototypischen Definitionen für Rede, Gedanken und Schrift. Wenn ein reported-Kandidat stark von diesen abweicht, sollte gut überlegt werden, ob der Kontext trotzdem eine Annotation rechtfertigt (ggf. kann das Attribut border verwendet werden). Einige typische Gruppen von Problemfällen werden unter "Sonder- und Grenzfälle" bzw. "Nicht mehr reported" thematisiert. |
Typische Beispiele |
Da wurde ihm ein Gänsebraten gereicht, den nahm er mit, wie ihm sein Herr befohlen hatte. [reported speech] Und als sie an dem großen Standbilde der Muttergottes vorüberfuhren, das vor dem Kloster der Dominikaner steht, da kam ihm ein seltsamer Gedanke. [reported thought] Hugo behauptet dies in seinen Briefen, freilich, um den Debats zu gefallen. [reported writing] |
Sonder- und Grenzfälle |
nennen / bezeichnen als etc. weil man dich dann umsonst Selim, den Gelehrten, nennt.[reported_speech, border unspec] Konstruktionen mit dem Verb nennen werden als reported gewertet, obwohl es keine prototypische Sprechhandlung beschreibt. Die Annotation wird allerdings mit dem Attribut border versehen. grüßen / verabschieden etc. Er blieb stehen und grüsste. Aus dem Verb grüßen ist nicht klar ersichtlich, ob es sich tatsächlich um einen sprachlichen Akt handelt. Das Ereignis kann theoretisch auch nonverbal stattgefunden haben. In solchen Fällen muss abgewogen werden: Ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Aktion sprachlich stattgefunden hat, wird hier reported annotiert (ähnlicher Fall: Abschied nehmen). Gibt es berechtigte Zweifel, wird von einer Annotation abgesehen. Ergebnis statt Handlung (insbesondere schriftlich) ...da der Süden ohnehin wisse, was die nationale Pflicht erfordere; und noch im Rechenschaftsbericht haben die vertragsmäßigen Pflichten ihre Stelle gefunden. [reported writing] In diesem Fall wird nicht die Schreibhandlung thematisiert, sondern deren Ergebnis (Rechenschaftsbericht). Solche Erwähnungen von Schriftzeugnissen werden nur dann als reported annotiert, wenn gleichzeitig der propositionale Inhalt der schriftlichen Äußerung thematisiert wird, was in diesem Beispiel der Fall ist (die vertragsmäßigen Pflichten). Vgl. hierzu auch das Beispiel unter "Nicht mehr reported". |
Nicht mehr reported |
Mit Musik und Gesang segelte man an den grünen Deichen, an den Wiesen und Landhäusern vorüber. Gesang wird hier nicht annotiert, da der Inhalt des Gesanges nicht spezifiziert ist und aus dem Kontext keine kommunikative Wirkung des Gesangs hervorgeht (kommunikative Wirkung als Bedingung für sprachlichen Akt). |
Weitere Beispiele |
Trostworte zu finden, war unmöglich, weinend hing sie sich an den Hals ihres Gatten.[reported speech, non-fact] Vor der Frau blieb sie stehen, unendlich flehend blickten ihre Augen, sie faltete ihre Hände, wie man sie vor Gott faltet, aber sprechen konnte sie nicht ... [reported speech, non-fact] Anmerkung: Beide Sätze beschreiben Ereignisse, die in der Textwelt nicht real stattgefunden haben. Hier wird das Attribut non-fact vergeben.) ..., pries in pomphaften Annoncen die untrügliche und außergewöhnliche Wirksamkeit seiner Mixturen,... [reported writing] |
indirect/free indirect (Sonderfall)
Definition |
Wiedergabe im Konjunktiv, jedoch ohne Rahmenformel. Diese Form – in der Linguistik auch als "berichtete Rede" bezeichnet – wird im Annotationsschema als Mischform von indirekter und freier indirekter Wiedergabe gewertet. Dies ist der einzige Fall, in dem bei der Wiedergabeannotation bei Typ mehr als ein Wert zugeordnet wird! Es handelt sich damit funktionell um einen 5. Wiedergabetyp, der allerdings leicht entweder zu indirect oder zu free indirect gerechnet werden kann. |
Annotationsspanne |
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Textuelle Indikatoren | Immer:
Manchmal:
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Typische Beispiele |
Einige Stunden später war in der Stadt die Kunde verbreitet, daß ein junger unbekannter Maler mit seinem Erstlingsbilde die Werke der großen Meister übertroffen habe.[indirect speech] Das Gemälde sei zu Uccello gebracht worden, der ihm in seinem Häuschen eine Stube eingeräumt; dort könne man es sehen.[indirect/free indirect speech] Anmerkung: Hier folgt die indirect/free indirect-Form direkt auf eine indirekte Wiedergabe (blau markiert) und kann als deren Fortsetzung gelesen werden. Allerdings weist die Form nicht die obligatorischen indirect-Bedingungen (Rahmenformel + abhängiger Satz) auf und wird deswegen nicht als indirect markiert. Eines Tages pochte Dr. Klausmann bei [s]einer Freundin an. Er fand sie unwirsch, geärgert, fast grob. Was er wünsche.[indirect/free indirect speech] Ewig die Fragerei wegen der Zeitung![free indirect speech] Anmerkung: Hier verhält sich die indirect/free indirect-Form sehr ähnlich zu freier indirekter Wiedergabe: Nach der Situationsbeschreibung erfolgt der Sprung in die Wiedergabepassage. Statt der Gedanken wird allerdings die Rede einer Figur wiedergegeben (was für diese Form typisch ist). Der letzte, elliptische Satz des Beispiels (blau markiert) wird als free indirect speech klassifiziert, da keine Verbform vorliegt, die den Konjunktiv aufweisen könnte. |
STWR: Weitere Attribute
level
Definition |
Das Attribut level markiert die Tiefe der Schachtelung einer Wiedergabe mit einer Zahl. Der Default-Wert ist level:1. Enthält eine Wiedergabe eine weitere Wiedergabe, so wird diese mit dem Attribut level:2 gekennzeichnet. Bei einer weiteren Schachtelung wird entsprechend hochgezählt. |
Typische Beispiele |
»Gewiß«, sagte der Bürgermeister. »Sie wurden mir heute in der Nacht angekündigt. Wir schliefen längst. Da rief gegen Mitternacht meine Frau: ›Salvatore‹, – so heiße ich – ›sieh die Taube am Fenster!‹ Im Beispiel haben die grün markierten Abschnitte die Annotation [direct speech level:1] und die gelb markierten Abschnitte zusätzlich die Annotation [direct speech level:2]. Die Markierungen überlagern sich. (Die beiden gelben Teile müssen in diesem Beispiel außerdem jeweils über IDs verlinkt werden, vgl. Markierungsgrundregeln) In manchen Fällen tritt eine Schachtelungstiefe größer als 2 auf. Dies ist jedoch recht selten: "Nun, Du meinst doch nicht, Vetter, daß man Dich auf der Hallig erst um Erlaubniß fragen soll, wenn man von Dir sprechen will [reported speech level:3] Noch einmal die Aufschlüsselung:
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Weitere Beispiele |
„Mit meinen Verwandten soll ich nicht verkehren? Uebrigens ist es sonderbar“[direct speech, level 1], setzte sie nachdenklich hinzu, „ daß sie mir dasselbe von Dir sagen.[reported speech, level:2] Hier überlagern sich direkte Rede und erzählte Rede im letzten Teil des Satzes, welcher auf die eingeschobene Rahmenformel folgt. Anmerkung: Der dass-Satz in diesem Beispiel wirkt wie indirekte Wiedergabe, es ist jedoch keine, da der Hauptsatz (Übrigens ist es sonderbar) keine wiedergabeeinleitende Rahmenformel ist. Die Konjunktion daß wird zur Markierung der erzählten Wiedergabe hinzugenommen, da sie sich eindeutig dem Teilsatz zuordnen lässt (vgl. Markierungsgrundregeln, Konjunktionen/Subjunktionen). |
non-fact
Definition |
non-fact (nicht-faktisch) markiert Rede-, Gedanken-, oder Schriftwiedergabe, die in der Textwelt nicht real stattgefunden hat. Achtung: Non-fact bezieht sich auf den Wiedergabeakt, nie auf den Realitätsgehalt der wiedergegebenen Aussage! Mögliche Erscheinungsformen:
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Textuelle Indikatoren |
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Typische Beispiele |
sprechen konnte sie nicht [reported speech, non-fact] Was wird die Gemeinde sagen? [reported speech, non-fact] Hier kann poetisch geschaffen werden. [reported writing, non-fact] Mögen sie sagen, was sie wollen. [reported speech, non-fact] |
Sonder- und Grenzfälle |
Die Wirtin wünschte nicht, dass der Fremdling unter ihrem Dache weile [indirect thought, non-fact] Anmerkung: Auch wenn man den Satz so auslegen könnte, dass nicht der Denkakt selbst, sondern die Proposition verneint ist (Die Wirtin wünschte, dass der Fremdling nicht unter ihrem Dache weile) wird das Beispiel als non-fact annotiert, weil sich grammatikalisch gesehen die Verneinung auf wünschen bezieht. |
border
Definition |
Mit dem Attribut border werden Fälle markiert, welche Handlungen ausdrücken, die an der Grenze von Rede-, Gedanken- oder Schriftwiedergabe liegen. D.h. es handelt sich zwar deutlich um eine der drei Kategorien, allerdings werden nicht alle prototypischen Kriterien der jeweiligen Wiedergabe erfüllt. (s. dazu Definition Medium) Vornehmlich wird das Attribut border bei Gedankenwiedergabe eingesetzt. Nur bei Gedankenwiedergabe wird es durch unterschiedliche Attributwerte noch näher spezifiziert. Ein typisches Beispiel für das Attribut border bei Wiedergabe von Rede ist hören. In einem solchen Falle wird eindeutig kein Sprechakt referenziert, dennoch muss ein Sprechakt vorgelegen haben. Annotiert wird hierbei nur, wenn der propositionale Inhalt klar dargestellt ist. Achtung: border sollte nicht verwendet werden, wenn:
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Textuelle Indikatoren |
oft bestimmte Verben oder deren Substantivierungen bei reported oder in der Rahmenformel von direct/indirect einige typische Beispiele: bei Redewiedergabe:
bei Gedankenwiedergabe:
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Attribute |
Insgesamt werden drei border-Werte unterschieden: 1. Default-Wert: unspec (unspecified) 2. Wahrnehmung: percept 3. Zustand: state Anmerkung: Der Wert feel für Gefühlsverben wurde abgeschafft. Konstruktionen mit Gefühlsverben werden im Allgemeinen nicht als Gedankenwiedergabe markiert. Nur in Ausnahmefällen können indirect-Konstruktionen, die Gefühlsverben in der Einleitungsformel verwenden, als indirect thought aufgefasst werden. Diese werden dann auch üblicherweise nicht mit border markiert (siehe auch indirect unter Sonder- und Grenzfälle). |
Typische Beispiele |
Gedankenwiedergabe Wahrnehmungsverben: Die arme Miriam merkte diese Güte gar nicht [reported thought, non-fact, border:percept] Zustandsverben: man wußte nicht, woher er kam [indirect thought, non-fact, border:state] Wiedergabe von Rede Von Beten [reported speech, level:2, border:unspec] wußte man nichts mehr [reported thought, non-fact, border:state] Wenn es aber wahr ist, was ich hörte, daß er seine Augen auf die schöne Susanna richtet [indirect speech, border:unspec], dann muß der Tropf gezüchtigt werden. |
Nicht mehr border |
So saß sie still neben den beiden fremden Herrschaften im Wagen, und nur zuweilen erhob sie sich ungeduldig, als ginge ihr die Fahrt noch zu langsam. Anmerkung: als ginge...langsam wird nicht mehr als reported thought, border:percept annotiert, auch wenn die Formulierung auf eine Einschätzung der Figur hinweist. Der Bezug ist zu vage, zumal nur vermutet wird, dass die Figur diese Einschätzung hat. |
prag
Definition |
Eine sprachliche Wendung, die das Muster einer Wiedergabe aufweist, aber pragmatisch einen anderen Zweck erfüllt. Die eigentliche Funktion von Wiedergabe wird dabei aufgehoben. Mögliche Erscheinungsformen:
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Textuelle Indikatoren |
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Typische Beispiele |
Nun sage man noch, das Ministerium sei nicht zufrieden. [indirect speech, prag, non-fact] Anmerkung: Hier finden sich die Anzeichen für prag in der frame, das Attribut wird aber an die indirect-Markierung vergeben. Wer weiß[reported thought, level:2, prag, non-fact] [direct speech, level:1] , sagte Ferdinand langsam. Anmerkung: Relevant ist in dem Beispiel die reported-thought-Instanz, die hier direct speech überlagert. Wer weiß ist eine Floskel. |
metaph
Definition |
Das Attribut metaph markiert Metaphern, die sich der Form von Wiedergabe bedienen. |
Textuelle Indikatoren |
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Typische Beispiele |
Die Erfahrung der Geschichte spricht für Treitschke. [reported speech, metaph] Endlich erschien er und sein unstäter Blick sagte ihr schon, daß nichts mehr zu hoffen war. [indirect speech, metaph] Die Wiederkehr des Lenzes rief die Heldenschar wieder unters Zelt. [reported speech, metaph] Nur die Augsburger Allgemeine Zeitung druckt keine Reklame ab, der die Lüge handgreiflich auf der Stirn geschrieben steht [reported writing, non-fact, metaph] |
frame
Definition |
Rahmenformel für Wiedergabe; umfasst das Wiedergabeeinleitungswort der Rahmenformel, Modifikatoren und oft den Sprecher. Frame tritt nur in Kombination mit einer direkten und indirekten Wiedergabe auf. |
Annotationsspanne |
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Attribute |
pos (Position) Werte:
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Textuelle Indikatoren |
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Typische Beispiele |
Peter rief aus: »Wir annotieren Rahmenformeln!« »Ihr müßt mich nicht für zudringlich halten«, fing Bertha an, »mein Mann sagt, daß Ihr so edel denkt, daß es unrecht sei, Euch etwas zu verhehlen. "Ich habe Hunger," sagte er laut. |
Sonder- und Grenzfälle |
Koordinationen Wenn eine Koordination eines Teilsatzes mit Handlungsbeschreibung und einer Wiedergabeeinleitung vorliegt und der Sprecher im Wiedergabeteil ausgelassen ist, wird nur der Teilsatz mit Wiedergabeeinleitung annotiert, auch wenn dadurch der Sprecher außerhalb der frame-Annotation liegt. Peter sprang auf den Tisch und rief aus: »Wir annotieren Rahmenformeln!« Geelhaar, der sich bis dahin, allem Diensteifer zum Trotz, ebensosehr mit Line wie mit Hradscheck beschäftigt hatte, ja, vielleicht mehr noch Courmacher als Beamter gewesen war, war unter diesem Bericht sehr ernsthaft geworden und sagte, während er mit Wichtigkeitsmiene seinen gedunsenen Kopf hin und her wiegte: ... Stark modifizierte Sprecher Es kann vorkommen, dass der Sprecher einer Wiedergabeeinleitung sehr stark modifiziert ist, z.B. durch Relativsätze und Appositionen. In diesem Fall ist es auch zulässig, den Sprecher nicht als Teil der frame zu annotieren, um zu verhindern, dass zu viel Material erfasst wird, das für den Einleitungsausdruck unerheblich ist. Nur ein junger Dragonerleutnant, der vielleicht sein Champagnerglas etwas zu häufig hatte den Weg machen lassen zwischen Tisch und Zunge, rief laut: ... |
IntExpr
Definition |
Wort bzw. Wörter (beliebiger Wortart), die auf einen Wiedergabeakt hinweisen. |
Annotationsspanne |
Die Markierung befindet sich entweder innerhalb einer zugehörigen frame-Markierung oder innerhalb einer reported-Annotation und muss jeweils die gleiche ID haben wie diese. Die Markierung umfasst Einzelwörter oder (seltener) mehrere direkt zusammenhängende Wörter
Zusammengehörige Einzelwörter werden als eine Annotation markiert, sofern sie nicht durch Modifikatoren o.ä. getrennt sind, z.B. Er nahm Bezug ... im Gegensatz zu Er nahm darauf Bezug ... |
Textuelle Indikatoren |
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Typische Beispiele |
Verbale "Ich habe Hunger," sagte er laut. Da wurde ihm ein Gänsebraten gereicht, den nahm er mit, wie ihm sein Herr befohlen hatte. Verbal mit Hilfsverb Annotiert wird immer das Vollverb. "Ich habe Hunger," begann er zu jammern. Verbal mit Partikel »Ihr müßt mich nicht für zudringlich halten«, fing Bertha an, »mein Mann sagt, daß Ihr so edel denkt, daß es unrecht sei, Euch etwas zu verhehlen. Nominal Der Gedanke, dass sie ihn verlassen könnte, war erschreckend. Phrase Ihm kam der Gedanke, daß er vielleicht die Kinder wieder zum Leben bringen könnte. |
speaker
Definition |
Quelle des Wiedergegebenen; sprechende/denkende/schreibende Person, in seltenen Fällen auch Tiere bzw. andere Instanzen. Jeder Redewiedergabe-Annotation (STWR-Annotation) wird ein speaker zugeordnet. Identifizierung Grundidee: speaker sollte
Die Identifizierung erfolgt nach folgenden Regeln: ("Suche nach dem speaker" bedeutet immer: "Geh die oben definierte Kandidaten-Rangfolge von oben nach unten durch, bis ein speaker gefunden ist.")
Der speaker-Annotation muss immer die gleiche ID zugeordnet werden wie der zugehörigen STWR-Annotation (bzw. deren frame). Werden einem Sprecher mehreren Annotationen zugeordnet, so erhält er auch mehrere IDs. |
Annotationsspanne |
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Textuelle Indikatoren |
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Typische Beispiele |
Pronomen Ihm kam der Gedanke, daß er vielleicht die Kinder wieder zum Leben bringen könnte. Anmerkung: In diesem Beispiel ist der Speaker nicht identisch mit dem Satzsubjekt (Subjekt ist der Gedanke). Name »Ihr müßt mich nicht für zudringlich halten«, fing Bertha an, »mein Mann sagt, daß Ihr so edel denkt, daß es unrecht sei, Euch etwas zu verhehlen. Nomen Der alte Mann sagte, dass er müde sei. Der Sperling rief: "Der Frühling ist gekommen!" Mehrere Sprecher Herr Schmidt und Paula Meyer riefen: "Kommt nach draußen!" speaker bei writing Bei der Wiedergabe von Geschriebenem kann der speaker der Autor sein, aber auch das Werk/Schriftstück. AutorNach Synesius, Bischof von Ptolomais zu Anfang des fünften Jahrhunderts, behielt Cerberus sein Amt als wachehaltender Hund an den Pforten der Hölle, und Dante schildert ihn als Wächter am Eingang des dritten Kreises, wo er die Seelen peinigt.[reported writing] Schon das Motto des Buches ist beachtenswert: "Das Staatsrecht zerreißt Oesterreich, die Verwaltung hält es zusammen."[direct writing] |
Identifizierung des speakers |
Beispiel free indirect Er glaubte sie zu kennen. War das nicht die Grünkramfritzen von der Ecke?[free indirect thought] Beispiel reported (innerhalb der Annotation) Seine Aufregung soll so groß gewesen sein, daß die Beamten von seiner Schuld ganz überzeugt waren.[reported thought] Die traurige Gestalt an der Gittermauer bat mit leiser Stimme um Almosen.[reported speech] Beispiel reported (außerhalb der Annotation) Stattdessen hatten sie ihn vorgeladen, verhört[reported speech], lauter Theater mit ihm aufgestellt. Beispiel direct ohne frame (mit Wechselrede) Grete[ID=1, 3] lachte Valtin[ID=2, 4] aus. "Und weißt du, wie lang ich sie weiß? Seit gestern. Und weißt du von wem? Von Gigas."[direct speech, ID=1] "Das mußt du mir erzählen."[direct speech, ID=2] "Freilich. Das will ich auch. Aber da muß ich weit ausholen."[direct speech, ID=3] "Tu's nur. Wir haben ja Zeit"[direct speech, ID=4] Beispiel indirect und indirect/free indirect Sie[ID=5, 6] versprach mir, Mut zu fassen, mir und unserer Mutter zuliebe.[indirect speech, ID=5] Sie wolle arbeiten, sie wolle in der kleinen Wirtschaft der alten Wieb die Anfänge des Landhaushaltes lernen.[indirect/free indirect speech, ID=6] Beispiele für Fälle, in denen kein speaker gefunden werden kann passivDort wurde die erste Vermutung laut, daß er der Entdecker sei.[indirect speech] Der erste Sprecher war Schuster Mayer, der letzte Bürgermeister Albrecht. Die Debatte war hitzig und wortreich.[reported speech] |
Liste schwieriger Verben
Diese Liste führt Verben und Verbalkomplexe auf, bei denen es während der Annotation des Redewiedergabekorpus zu Schwierigkeiten gekommen ist, und die Empfehlungen, die zu diesen getroffen wurden. Sie wurde während des Projektverlaufs kontinuierlich ausgebaut.
Ein paar Worte zu Strukturen vs. lexikalischen Indikatoren
Lexikalische Indikatoren, also Verben und andere Ausdrücke, die direkt auf Sprech-/Denk-/Schreibakte verweisen, sind zwar gute Indikatoren für Redewiedergabe, aber oftmals spielt auch die Struktur, in der sie vorkommen, eine große Rolle. Gerade bei den 'schwierigen' Wörtern in dieser Liste ist das der Fall.
Insbesondere bei der Form indirect ist zu beachten, dass eine indirekte - wie eine direkte -
Wiedergabe ungewöhnliche Einleitungsverben haben kann. Manche Verben können in Kombination mit
einem Nebensatz, der der indirect-Form entspricht, Wiedergabe anzeigen, auch wenn sie dies sonst nicht
tun.
Z.B. ist das Wort sehen kein 'gutes' Wiedergabewort, kann aber für
Gedankenwiedergaben verwendet werden:
- Er sah, dass es manchmal nicht so einfach ist, Redewiedergabe zu annotieren. → indirect thought (im Sinne von: er erkannte. Der Nebensatz enthält eine Proposition, die den Inhalt des Gedankens/der Erkenntnis ausdrückt.)
- Er sah einen Stein dort liegen. → keine Wiedergabe
- Er sah überall Probleme. → strittiger Fall, wenn man Analogie zu 1 bildet; sollte aber bei uns nicht annotiert werden. Bei solche 'schwachen' lexikalischen Indikatoren verlangen wir, dass strukturell/inhaltlich ein starker Indikator da ist, d.h. normalerweise ein typischer indirect-Nebensatz (wie in Bsp. 1).
Man sollte im Hinterkopf behalten: Bei der prototypischen Wiedergabe geht es darum, dass eine (auch schriftliche oder gedankliche) Aussage in neuem Kontext wiedergegeben wird. Nebensätze, die eine solche eingebettete Proposition ausdrücken, sind darum entscheidende Indikatoren.
Regel: Auftreten von indirect-Nebensätzen kann zur Annotation führen, auch wenn das einleitende Wort kein gutes Wiedergabewort ist. Umgekehrt: Nur weil ein Wort in Kombination mit einem indirect-Nebensatz annotiert wird, heißt das nicht, dass es auch in anderen, vageren Konstruktionen zu Annotation führt.
Liste der zu annotierenden Verben
Achtung! Kategorisierung unter Vorbehalt. Immer Kontextinformationen berücksichtigen!
Folgende Verben deuten normalerweise auf Wiedergabe hin:
Verb | S/T/W | Umgang/Attribute | Beispiel | Negativbeispiel |
---|---|---|---|---|
ahnen | T | |||
annehmen/Annahme | T | border: state | ..., wir müßten im Gegenteil bei Allem annehmen, daß es ein Samenkorn sei, ... (zeit_5150-1) | |
Anschauung | T | nur mit abhängigem Nebensatz | Doch gehen wir speziell auf Louis Blanc's und Lassalle's Anschauungen ein. (zeit_5858-1) | |
ansehen für | T | Außer dieser Bedingung gibt es noch eine andere, welche die dänische Regierung für wesentlich ansieht... (famz_3633-2) | ||
Ansicht | T | nur bei indirect-Konstruktionen | Er war der Ansicht, dass... | |
auffallen | T | boder: percept | Ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, meine Gnädigste, wie rapid die ganze Album-Industrie zugrunde gegangen ist? (zeit_10030-1) | |
auffassen/Auffassung | T | Und der Engländer ändert gerade, was diese Ansichten anbetrifft, nicht so leicht seine Auffassung. (famz_23014-1) | ||
begreifen | T | border: state | ... und begriffen nicht, wie Militär daherkam. (erz_2450-1) | |
bekannt sein | T | nur mit abhängigem Nebensatz; evtl. mit border: state | ||
beschließen/entschließen | T | und die Tante beschloß, sie in das Erziehungsinstitut nach Königsfeld zu schicken (zeit_2500-1) | ||
etw. betrachten als | T | |||
beurteilen | T | ...und sich eifrig in Gespräche vertiefte, bis er einen trockenen Brocken dazwischen warf, der zeigte, daß er alles wohl vernommen und in seiner Weise beurteilt habe. (erz_3251-1) | ||
bewerten | T | |||
sich etw. bewusst sein | T | border: state | ||
billigen | T | so erlaube ich mir die Anfrage an Ew. Exzellenz, ob Sie diesen eigenmächtigen Schritt des Herrn Stilke billigen (zeit_2808-short) | ||
deutlich/offenbar/klar werden | T | border: percept | ||
dünken | T | |||
durchschauen | T | nur mit abhängigem Nebensatz | Mit Blitzesschnelle durchschaute das Weib den Frevel... (erz_1179-1) | |
(sich) einbilden | T | daß die Kleine sich einbilde, der Tonklumpen müsse am Ende doch Feuer gefangen und irgendwo in der Nähe ein Liebchen haben, bei dem er seine Sonntagsfeier halte. (erz_1145-3) | ||
(jmd.) einfallen | T | |||
(sich) eingestehen | T | |||
einsehen | T | Erst nachdem es für seine Unterlassungssünde schwer gebüßt hatte, sah es ein, daß es seinen gewaltigen Gegner auf dem Festlande angreifen mußte. (famz_20204-1) | ||
(sich) entscheiden | T | |||
(sich) entsinnen | T | |||
(sich) erinnern | T | sich erinnern, dass...; jm. erinnert sich an etw. | etw. erinnert an etw. | |
erkennen | T | bei klar mentalem Akt | Mit Blitzesschnelle erkannte sie auch die furchtbaren Folgen,... (erz_1197-1); ...da er den Betrug erkannt hatte,... (famz_18701-1) | Sie erkannte den Mann. |
erraten | T/S | Sie haben den wahren Charakter des guten Mannes erraten. (erz_2462-1) | ||
jemanden erinnern | S/W | jemanden erinnern, dass... | ||
Erinnerung | T | Erinnerung an... | ||
etw. erwägen | T | |||
erwarten/Erwartung | T | nur mit Personenbezug und Nebensatz | er erwartete von ihr, dass sie... | Er erwartet seine Freundin. |
feststellen | T | border: percept | Adam stellte sehr schnell fest, dass er sich nicht zurückhalten konnte.
(0_3816_Armstrong) Wenige Minuten später im Auto stellte sie fest, dass die Tankanzeige sich bereits weit im roten Bereich bewegte. (0_3817_Hollis_Ein) Es waren, wie ich erleichtert feststellte, fünf Psychologen, die augenscheinlich an einem internationalen Kongreß in Hamburg teilnahmen, denn jeder trug am Aufschlag seines Jacketts ein Ansteckschild, das seinen Namen preisgab. (56_112 Deutschstunde) |
|
finden | T | er fand, dass... (nur mit Nebensatz- (=indirect) Konstruktionen) | ||
folgern/Folgerungen ziehen | T/S | kann auch verbal sein | ||
gelten als | T | border: unspec, mit Personenbezug | ..., dessen Eigenthum ihm für nichts weniger als heilig gilt,... (zeit_6260-1) | |
gewahr werden | T | border:percept | zumal seit ich gewahr ward, daß das Kind, der Sylvian, seine ernsthaften Augen dafür aufzuschlagen begann. (erz_1184-2) | |
gewiss sein | T | nur im Aktiv und nur mit Personenbezug als border: state | Wann der Mann fallen mußte, ob durch das erste Weib oder erst durch ihre Töchter, war nicht bestimmt; daß er fallen mußte, war gewiß. (erz_1211-2) | |
glauben | T | oft (aber nicht immer!) border:state | Wir haben Ursache, den Berichten zu glauben (famz_5382-1) | |
halten für | T | |||
halten von | T | Und was ... halten Sie von den Äußerungen des >Commercial<? (erz_2462) | ||
hoffen/Hoffnung | T | Ich hoffe es. | ||
Idee | T | nur mit Inhalt | ...wie er in seiner Kaffeehausecke saß, auf die Marmorplatte des Tisches starrte und plötzlich aufsprang – weil die Ideen ihn nicht in Ruhe ließen. (erz_3020-1) | |
jmd. klar sein | T | Im übrigen bin ich mir schon von frühauf darüber klar gewesen, daß ein Frauenzimmer auf der Welt nur zu etwas nützt, wenn sie einem Mann die Mühe abnimmt zu bestimmen, was im Hause geschehen soll; (erz_1328-2) | ||
Meinung/meinen | T | |||
(be)merken | T | border: percept | ||
(sich) merken | T | |||
rätseln | T | |||
realisieren | T | border: percept | ||
rechnen mit/auf | T | ... so hätte es nicht nur auf Schwierigkeiten mit den Mächten zu rechnen ... (famz_16257-1) | ||
reflektieren (über) | T | |||
sich sehen | T | Und der arme Junge sah sich plötzlich vor einem leeren Altar knieen. (erz_1325-1) | ||
(sich) sicher sein | T | Was er denn mit der Flinte habe anfangen wollen, da er doch sicher gewesen sei, alsbald verhaftet zu werden? (erz_3183-2) | ||
(sich) sorgen | T | border: feel und nur mit Nebensatz | Er sorgte sich, dass...; Er sorgte sich darum, wie... | Er sorgte sich. |
(sich) täuschen | T | bei Nebensatzkonstruktionen | Wir dürfen uns nicht darüber täuschen, daß wir nicht nur durch die Zahl, sondern auch durch die größere Solidität der feindlichen Armeen besiegt worden. (famz_8348-1) | |
überzeugt sein/Überzeugung | T | border: state | ... so hatte doch der Kongreß in allen Fachmännern die Überzeugung befestigt, daß die Zukunft dem Golde gehöre... (famz_17048-1) | |
Verdacht haben/verdächtigen | T | und wer anderwärts davon spricht, setzt sich lediglich dem Verdacht aus, daß er die einzelnen, politisch durchaus selbständigen Teile dieses großen und tatsächlich in einer gewissen Interessengemeinschaft stehenden Territoriums gegeneinander hetzen will (famz_21780-1) | ||
vergessen | T | border: state, non-Fact | ||
vermuten | T | |||
verstehen | T | (nach Kontext ggf. border: state) | Wir fahren noch ein kleines Stück weiter - die gerade Straße - verstehen Sie mich? (erz_3016) | Ich verstehe. |
auf etw. vertrauen | T | nur mit Nebensatzkonstruktion | ||
voraussehen | T | Man sah den weitern Sturz des Silberpreises bei fortschreitender Demonetisierung des Silbers voraus. (famz_17048-1) | ||
sich/jemandem vorkommen | T | Es kam ihm vor, als ob... | Es/Er kam ihm doof vor. | |
sich vorstellen | T | |||
wähnen | T | |||
wissen | T | border: state | ||
sich wundern | T | Darf es uns wundern... (zeit_17-1) | ||
sich wünschen/Wunsch | T | Ich wünsche es. / Ich wünsche mir ein neues Fahrrad. | ||
(be)zweifeln | T | wie denn überhaupt kein Zweifel darüber bestehn kann, daß die Mehrheit der römischen Bevölkerung von einer Wiederherstellung des Priesterregiments nichts wissen wollte und eifrig bei der Sache war. (famz_18324-1) | ||
aufmerksam machen | S | auf Kontext achten! | ||
sich zu etw. bekennen | S | |||
beschwichtigen | S | meist verbal, aber Kontext beachten! | ||
bestehen auf | S | Der Großinquisitor empfing die Herren mit der Ehrfurcht, die ihnen gebührte, bestand aber darauf, daß sie richten sollten im Rahmen der Suprema, des höchsten Tribunals der Inquisition, zusammen also mit fünfzehn Spaniern (65_161 Goya - Feuchtwanger, Lion) | ||
betteln | S | nur wenn klarer verbaler Akt involviert | ||
bewilligen | S/W | |||
einweihen | S | |||
(sich) entschuldigen lassen | S(/W) | bei klarem verbalen Akt | Ich dachte, sie würde sich entschuldigen lassen, denn sie lebt ganz zurückgezogen in bescheidensten Verhältnissen. (erz_2817-1) | |
erfahren | S | border: unspec bei klarem Redeakt (mit Inhalt) | ||
ernennen | S | border:unspec | Erwähnt sei schließlich noch die Thatsache, daß die Wahlstädte Greifenburg, Gmünd, Hermagor und Spittal den Dr. Steinwender zum Ehrenbürger ernannt haben. (zeit_10423-1) | |
fordern | S | Kontext beachten | Was von Braunschweig und Oldenburg gefordert wird, was Mecklenburg leistet, was das Königreich Sachsen mit Leichtigkeit erträgt, dies wird jetzt den Sachsen, Mecklenburgern, Braunschweigern und Oldenburgern als eine für den preußischen Staatshaushalt zur Zeit unerträgliche Last denuncirt. (famz_7249-1) | |
gestatten | S | kontextabhängig! | ||
hören | S | border: unspec bei klarem Redeakt (mit Inhalt) | Er hörte Musik. | |
lehren | S | nur annotieren bei klar verbaler Komponente und/oder Inhalt | ||
lügen | S | Es ist erstens erlogen, daß die Rede „in nahezu gleichem“ Wortlaute nachgedruckt wurde; (zeit_10246-1) | ||
meinen | S | je nach Kontext S/T | ||
nennen | S | border: unspec | ||
das Recht einräumen | S | kontextabhängig | ||
recht geben | S | |||
schweigen | S | non-Fact | ||
segnen | S | nur im Aktiv, nur wenn verbal | Der Pfarrer segnete die Gemeinde. | Er war gesegnet. |
taufen | S | border: unspec | ...wenn in Pesth und Preßburg Gassen mit den Namen von Generälen getauft werden... (famz_1920-1) | |
unterrichten | S | nur annotieren bei klar verbaler Komponente und/oder Inhalt | In der Volksschule zu St. Ulrich wird deshalb seit Jahren schon fast ausschließlich deutsch unterrichtet (zeit_10175-short) | |
Verhandlung/verhandeln | S | Die zuständigen Stellen setzen intensiv die Verhandlungen betreffend der Kriegsgefangenen fort. (zeit_11205-1) | ||
vernehmen | S | border: unspec bei klarem Redeakt (mit Inhalt) | Es steht unserer Universität, wie wir vernehmen, ein neuer Verlust bevor. (zeit_1785-1) | |
sich vorstellen | S | |||
sich weigern | S | kontextabhängig, ob verbal | ||
jmd. wünschen | S | |||
zugeben | S | oft prag | und ich gebe ohne weiteres zu, daß wir auf den meisten Gebieten der Technik in dieser Hinsicht von dem Erreichbaren mehr oder weniger entfernt sind. (zeit_2740-1) | |
lesen | W | border: unspec bei klarem Schreibakt (mit Inhalt), sonst nicht! | Er las ein Buch. Er las in der Zeitung die Bundesligaergebnisse. |
|
unterschreiben | W | border: unspec | ||
unterzeichnen | W | border: unspec | Das Abkommen zwischen Deutschland und Rußland bezüglich Persiens und der Bagdadbahn ist heute hier vom deutschen Botschafter und vom russischen Stellvertreter des Ministers des Aeußern unterzeichnet worden. (zeit_11103-short) | |
rechnen/kalkulieren | S/T/W | Medium nach Kontext | ||
zählen | S/T/W | Medium nach Kontext |
Liste der nicht zu annotierenden Verben
Achtung! Kategorisierung unter Vorbehalt. Immer Kontextinformationen berücksichtigen!
Folgende Verben deuten normalerweise nicht auf Wiedergabe hin:
Verb | S/T/W | Umgang/Attribute | Beispiel | Negativbeispiel |
---|---|---|---|---|
abdrucken | - | nicht annotieren | ||
ablehnen | - | kann kontextbezogen S sein, eher nicht annotieren | Falls die Motion abgelehnt wird, nimmt der Motionär die Veranstaltung einer Volksinitiative in Aussicht. (zeit_20154-1) | |
Absicht/beabsichtigen | - | nicht annotieren | ||
anerkennen | - | nicht annotieren | ||
Anschein haben | - | nicht annotieren | Herr Beauvais hatte, wie es den Anschein hat, ein persönliches Interview mit dem Herausgeber des Blattes... (erz_2462-1) | |
Aufmerksamkeit erweisen | - | nicht annotieren | ...seitdem die Reichsritter und Herren von Twinkhorst große Güter im südlichen Deutschland ererbt haben, erweisen sie der Wiege und vielhundertjährigen Wohnung ihrer Ahnen keine besondere Aufmerksamkeit mehr. (zeit_6351-2) | |
ausgehen von | - | nicht annotieren | Sie gehen daher von Dingen aus oder nehmen Dinge an, die in der Praxis niemals oder doch selten vorkommen. (zeit_83-1) | |
(sich) auskennen | - | nicht annotieren | ||
(sich) ausmalen | - | nicht annotieren | Wie farbenfroh und lustig hatte man sich das ausgemalt und gerade hier versagte die Inszenierungskunst der Spielleitung. (zeit_20442-short) | |
bedauern | - | nicht annotieren | Jona blickt auf die Schlafenden, kratzt sich und bedauert, daß er so früh heimgekehrt ist (erz_1020-2) | |
jmd. bedrücken | - | nicht annotieren | Es bedrückt mich, daß ich so unbeholfen bin, so würdelos im grauen Haar. (erz_1133-1) | |
das Bedürfnis haben | - | nicht annotieren | und da Avinelli das heftige Bedürfnis hatte, sich in ihren Augen wieder zu heben... (famz_22484-1) | |
beimessen | - | nicht annotieren | ||
bereuen | - | nicht annotieren | Ich bereute gleich diesen Gedanken. (erz_1133-1) | |
beruhigen | - | nicht annotieren | ...anderntheils beruhigt es mich, daß du ein Ritter bist und eine ähnliche Leidenschaft, als die meinige, entweder selbst an dir erfahren oder davon gehört haben wirst... (Montemayor: Der Gefangene) | |
jmd. bewegen | - | nicht annotieren | ||
den Drang haben | - | nicht annotieren | ||
eingeweiht sein | - | nicht annotieren | ||
einladen | - | nur bei klarem STWR-Akt (Kontext!) | Einmal lud er ein Dutzend junge Bursche und Mädchen in ihrem Namen zum Karz (Spinnstube) ein. (erz_3286-1) | |
jmd. einleuchten | - | nicht annotieren | Jhre Unschuld ist mit einer Dosis Albernheit versetzt, deren Nothwendigkeit uns nicht einleuchten will. (zeit_243-1) | |
einverstanden sein/Einverständnis | - | nicht annotieren | daß er damit einverstanden sei, daß für die Strecke Stadelhofen-Bahnhof die verlangte Fristverlängerung ertheilt werde (zeit_20082-1) | |
empfinden | - | nicht annotieren | ||
Empfindung hegen | - | nicht annotieren | nur der Graf selbst hegte gar dunkle Empfindungen, die ihm nicht behagten (erz_1340-1) | |
entdecken | - | nicht annotieren | er habe entdeckt, daß die Finanzminister Fould und Mayne dem Kaiser Napoleon jährlich eine Summe von 60 Millionen zugesteckt hätten (zeit_75-1) | |
entschließen/Entschluss (fassen) | - | nicht annotieren | ||
enttäuschen/enttäuscht sein | - | nicht annotieren | ||
ertönen | - | nur im klaren Redezusammenhang! | ||
etw. fassen (können) | - | nicht annotieren | ||
sich freuen | - | nicht annotieren | Wir haben uns gefreut, einer ähnlichen Mittheilung aus Sprockhövel in diesem Blatte zu begegnen (zeit_3162-short) | |
(sich)fühlen | - | nicht als Gefühl, nur als klarer Gedankenakt (mit abhängiger Konstruktion) | Er fühlte Übelkeit. | |
(be)fürchten | - | nicht als Gefühl, nur als klarer Gedankenakt (mit abhängiger Konstruktion) | Er fürchtete sich vor dem Manne. | |
gefallen | - | nicht annotieren | Am besten gefiel sie ihm, wenn sie ihr weißes Kleid trug. (erz_1325-1) | |
geneigt sein | - | nicht annotieren | ||
(be)grüßen | - | nur wenn definitiv verbaler Akt | ||
heißen | - | nicht annotieren | Er heißt Lukas. | |
herausfinden | - | nicht annotieren | ||
kennen | - | nicht annotieren | ||
leidtun | - | nicht annotieren | ||
lernen | - | nicht annotieren | ||
Lust haben/gelüsten | - | nicht annotieren | ||
planen | - | nicht annotieren | ||
rätselhaft sein | - | nicht annotieren | ||
(sich) schämen | nicht als Gefühl, nur als klarer Gedankenakt (mit abhängiger Konstruktion) | er schämte sich, daß er vor dem Heerführer so gezittert hatte, was würde der für Schande über ihn ausstreuen. (erz_1160-2) | Er schämte sich. | |
schätzen/unterschätzen/überschätzen/einschätzen | - | nicht annotieren | er unterschätzte die militärische Leistungsfähigkeit seiner Gegner (famz_18324-1) | |
(er)scheinen | - | nur mit starker Proposition | es schien ihm, dass... | Es schien ihm langweilig zu sein. |
sehnen | - | nicht annotieren | ||
staunen/erstaunt sein | - | nicht annotieren | und war überaus erstaunt, in dem guteingerichteten vertäfelten Zimmer einen ungewöhnlich großen und sehr gut gebauten Mann umhergehen zu sehen (erz_1221-2) | |
stolz sein | - | nicht annotieren | Sie war nicht wenig stolz darauf, dass sie an Muskelstärke trotz ihres zierlichen Wuchses den Brüdern in nichts nachgab. (erz_1324-1) | |
studieren | - | nicht annotieren | ||
(miss)trauen | - | nicht annotieren | ...er mißtraut allen Worten und Thaten, und deutet fortwähend falsch;... (famz_1618-1) | |
träumen | - | nicht annotieren | ||
mit jmd. übereinstimmen | - | nicht annotieren | Uebrigens stimme ich mit dem Vorschlag überein, ... (zeit_2460-short) | |
überraschen/überrascht sein | - | nicht annotieren | Unter diesen Umständen ist man also nicht wenig überrascht, daß Herr v. Ficquelmont plötzlich zu dem Resultate kommt, das schwarze Meer solle für den Krieg geschlossen sein, aber der Handelsflagge aller Nationen ohne Unterschied offen stehen. (famz_3157-1) | |
untersuchen | - | nicht annotieren | wenn er die folgenden Sätze, welche an diesem Orte nur in skizirten Umrissen aufgestellt werden können, einer Prüfung würdigt und ihren Jnhalt an dem Maßstabe der eigenen Erfahrung zu untersuchen geeignet ist. (zeit_4142-1) | |
sich veranlasst sehen | - | nicht annotieren | ||
verlangen/Verlangen | - | nicht annotieren | ||
veröffentlichen | - | nicht annotieren | ||
versessen sein | - | nicht annotieren | ||
verurteilen | - | nicht annotieren | Die Strafkammer des Landgerichts I. verurteilte den Redakteur des Witzblattes „Ulk“, Sigmar Mehring (zeit_20433-1) | |
verzeihen | - | nicht annotieren | ||
vorhaben | - | nicht annotieren | ||
sich vornehmen | - | nicht annotieren | ||
wählen | - | nicht annotieren | ||
weihen | - | nicht annotieren | ||
widerstehen | - | nicht annotieren | ||
wollen | - | nicht annotieren | ||
zutrauen | - | nicht annotieren | ||
jmd. zwingen | - | nicht annotieren - nur als echter (direct-/indirect-)Redeeinleiter |